Selbstkritik bei den eigenen Fotos

kritische Betrachtung zum Umgang und zur Bewertung der eigenen Bilder

Selbstkritik bei den eigenen Fotos

14. März 2017

Mir schwillt immer etwas der Kamm, wenn ich von manchen Hobbyfotografen eine Aussage etwa wie die folgende höre: »wenn ich losgehe um zu fotografieren, habe ich auch immer etwa 50% Ausschuss«. Das würde ja auch gleichzeitig bedeuten, dass die anderen 50% gut sind. Wenn ich mir dann die Bilder dieser Fotografen ansehe, finde ich unter den viel zu vielen Bildern vielleicht drei oder vier, die gut sind - manchmal sogar richtig gut. Diese drei oder vier Bilder zeigen, dass sie doch eigentlich fotografieren können. Warum müllen sie einen dann mit diesem ganzen Schrott zu? Weil sie viel zu unkritisch den eigenen Bildern gegenüber sind! Ich habe diese Ansicht schon in einigen Foren vertreten, meist mit dem Ergebniss, dass die Angesprochenen beleidigt reagiert haben. Dabei will ich niemanden etwas Böses. Meist lobe ich im gleichen Satz ja auch die paar guten Bilder der Serie. Sollte ich keine guten Bilder in der Serie finden, halte ich allerdings meine Klappe, dann ist der Stil des Fotografen vielleicht einfach nicht mein Geschmack, oder er kann es tatsächlich nicht besser, und dann wäre die Kritik an anderer Stelle anzusetzen.

Bei meinen eigenen Bildern stelle ich oft fest, dass ich etwa 5% meiner Bilder im ersten Anlauf als gut (genug) bewerte. Allerdings bearbeite ich dann doch immer ein paar mehr Bilder mehr, einfach um die unterschiedlichen Varianten eines Motivs auf mich wirken zu lassen. Dieses »auf mich wirken lassen« ist ohnehin ein gewisser Härtetest für meine Bilder, denn nach ein paar Monaten sind es vielleicht noch 1%, die ich richtig gut finde, die anderen haben den Härtetest nicht bestanden.

Auch wenn ich diese 5% vorzeigbare Bilder bei einem Fotoausflug für einen ganz guten Wert halte, will ich das nicht verallgemeinern. Manche Fotografen beherrschen tatsächlich die Kunst, sehr bewusst an ein Motiv heranzugehen. Solche Fotografen findet man oft in der Stillleben- oder Landschaftsfotografie, wo sorgfältig komponiert und auch mit einem Stativ gearbeitet wird. Dann entstehen bei einem Ausflug aber eben auch oft nur 5 Bilder, statt 100. Da sollte die Quote an guten Bildern dann auch deutlich höher liegen. Bei der Stilllebenfotografie geht es mir tatsächlich genau so. Meist habe ich das Bild schon ziemlich genau in meinem Kopf und mache dann vielleicht 5 Bilder von diesem Motiv, bis ich eines habe, dass meinen Ansprüchen genügt. Da liege ich dann schon bei 20% vorzeigbarer Bilder.

Ich möchte jetzt am Schluss dieses Artikels noch einmal versuchen, deutlich zu machen, warum ich das eigentlich alles schreibe. Ich finde es einfach schade, wenn gute Bilder in einem Wust von schlechten Bildern untergehen. Außerdem lernt man durch die kritische Betrachtung der eigenen Bilder unheimlich viel. Nur so kann man sich weiter entwickeln. Aber viele Hobbyfotografen scheinen sich in der Rolle des unkritischen Knipsers ganz wohl zu fühlen - und das finde ich sehr bedauerlich.