Am Ende des Winters, meist im Februar oder März, fahre ich ganz gerne für eine Woche in die Sonne. Bisher hatte ich immer eine Kanareninsel dafür ausgewählt, doch diesmal sollte es nach Madeira gehen. Da die Insel etwas nördlicher liegt, als die Kanaren, wählte ich die Woche vom 14. bis zum 21. März. Begleitet auf dieser Reise hat mich mein Bruder Frank.
Nach der Landung auf Madeira nahmen wir unseren Mietwagen, einen kleinen Seat, entgegen und machten uns auf den Weg zu unserem Hotel am anderen Ende der Insel. Leider mussten wir schnell feststellen, dass die Navi-App auf dem Smartphone mit Madeira nicht gut klar kam. Schon die Adresse des Hotels kannte die Software nicht. Also fuhren wir nach Schildern und der Wegbeschreibung des Hotelbetreibers - und verfuhren uns prompt. Auf den Wirren unseres Weges gerieten wir auch einmal in eine der wirklich engen Straßen Madeiras, die offenbar gar nicht so selten sind. Gefühlte 100% Gefälle und rechts und links zwei Zentimeter Platz zwischen Spiegel und Hauswand. Aber wir kamen durch und wir kamen im Hotel an. Das Hotel war ein mittelgroßes Hotel nit dem Namen »Vila Mia«, das ich absolut empfehlen kann! Noch bevor wir die Koffer aus dem Auto geladen hatten, saßen wir mit einem Glas Bier auf der Terrasse. 400 Meter über dem Atlantik hatten wir einen grandiosen Ausblick auf den kleinen Ort Paul do Mar.
Nach einem guten Frühstück, das es leider erst ab 8:30 Uhr gab,
ging es dann am nächsten Morgen zur ersten Wandertour los.
Ursprünglich wollten wir zum Caldeirão Verde, aber da sollte es,
laut der meist treffenden Wettervorhersage des Hotelchefs, regnen, und so
wählten wir eine Tour zu der Levada das 25 Fontes mit einem Abstecher
zur Levada do Risco.
Mit einer passenden Wegbeschreibung fuhren wir dann bei sonnigem Wetter zum
Startpunkt unserer Wanderung. Die Wanderung selbst war nicht besonders anspruchsvoll,
lediglich das letzte Stück ging es eine sich lang hinziehende Straße
hinauf, die wir uns besser gespart hätten, da auch ein Shuttlebus zur
Verfügung stand. Insgesamt aber eine sehr schöne Tour mit herlichen
Aussichten und nicht all zu anstrengend.
Im Anschluss an diese Tour fuhren wir die ER 105 weiter in östliche Richtung
bis zu dem Punkt, ab dem die Straße gesperrt war. Dann wieder knapp 3 km
zurück bis zu einem Parkplatz, von dem aus wir noch eine kurze Wanderung
auf den Pico Ruivo do Paul da Serra starten konnten. Der Weg ging teilweise
etwas steil durch eine steppenähnlich Landschaft hinauf auf den Gipfel,
mit einer schönen Aussicht. Anschließend ging es an einer anderen
Seite, teilweise durch Wald und entlang einer kleinen Levada, wieder zurück
zum Parkplatz.
Am Montag war dann das Wetter auch in der Region des Caldeirão Verde trocken. Der Weg zum Startpunkt war offenbar etwas komplizierter, denn aus den angegebenen 90 Minuten Fahrzeit wurden etwa 150 Minuten. Also marschierten wir etwas schneller los, nachdem wir unseren Parkplatz erreicht hatten. Der Weg war an sich recht einfach, doch manchmal etwas schmal zwischen Levada und Sicherungsgeländer. Zudem kamen uns häufig andere Wanderer, oft in größeren Gruppen, entgegen und zum Ausweichen war nur wenig Platz. Dennoch erreichten wir zügig unser Ziel und beschlossen noch zum Caldeirão do Inferno weiter zu gehen. Dieses Ziel erreichten wir allerdings nicht, da unser Wanderführer diesen Teil der Strecke nicht mehr beschrieb und wir in den falschen Tunnel gegangen sind. Als wir unseren Irrtum eingesehen hatten, war es dann zu spät um noch zum Ziel zu gelangen. Wir machten uns also auf den Rückweg. Vom Parkplatz zum Hotel wählten wir jetzt die »Südroute« über die Autobahn und waren diesmal tatsächlich nach 90 Minuten wieder beim Hotel.
Am nächsten Tag stand eine Wanderung an der Levada da Ribeira da Janela
auf dem Plan. »Eine der schönsten«, sagt Jose, unser Hotelchef.
Das Wetter ist auch noch ganz ordentlich, wenn auch nicht mehr ganz so sonnig,
wie am Anfang. Der Weg zum Start ist leicht gefunden, nur einmal verpassten wir
kurz eine Abzweigung, aber das konnten wir schnell korrigieren.
Der Weg führte die ganze Zeit direkt an der Levada entlang und stellt keine
hohen Anforderungen. Die Aussicht nach Südosten war phantastisch, allerdings
musste ich mal wieder die ganze Zeit gegen die Sonne fotografieren. Wie lang die
Wanderung wird, kann jeder im Großen und Ganzen selbst bestimmen, da die
Levada sehr lang ist, und man einfach irgendwann umkehren muss. Wir folgten
unserem Wanderführer und machten an einem kleinen Haus, das gelegentlich von
Levadaarbeitern genutzt wird, kehrt.
Als wir wieder am Parkplatz ankamen, war es noch etwas zu früh, um zum Hotel
zu fahren, außerdem wollten wir eh noch etwas einkaufen. Also machten wir
noch eine kurzen Ausflug nach Porto Moniz. Der Ort im Nordwesten ist ein typischer
Touristenort, mit allen Vor- und Nachteilen, bot aber einen kleinen Supermarkt
und sozusagen als Bonbon eine phantastische Brandung vor strahlendblauem Himmel.
Diesmal mit der Sonne schräg im Rücken.
Nach diesem Abstecher fuhren wir dann ins Hotel zurück.
Der Mittwoch begann mit gemischtem Wetter. Aber da wir an diesem Tag an die
engegengesetzte Seite der Insel wollten, sagte das aber noch nichts über
das Wetter dort aus. Auf Madeira gibt es kein einheitliches Wetter.
Nach dem Frühstück brachen wir in Richtung Osten zum Ponta de
São Lorenço auf. Der Parkplatz am Startpunkt machte schon
deutlich, dass wir nicht die einzigen auf dieser Wanderung sein würden.
Aber weder das, noch das immer noch wechselhafte Wetter konnte uns
natürlich davon abschrecken los zu marschieren. Der Weg war etwas
steinig, aber gut zu gehen und wir wurden ständig mit grandiosen
Aussichten belohnt. Die Halbinsel ist sehr schmal und so verlief unser
Weg mal an der südlichen und mal an der nördlichen Seite, die
sich beide deutlich unterschieden. Im Süden war das Wetter eher
ruhig und die Brandung nicht sehr stark. An der Nordseite konnte sich
der Wind, der an diesem Tag schon recht stark war, so richtig austoben.
Die Brandung prallte mit großer Wucht an die Klippen und der Wind
ließ mich kaum ruhig genug stehen, um ein Foto zu machen. An einer
Stelle war der Wind tatsächlich so stark, dass er erwachsene Männer
von den Beinen riss. Und das ist jetzt keine rhetorische Übertreibung!
Im Wechsel von Sonne und leichtem Regen ging es dann immer auf und ab
bis zum letzten Treppenaufstieg am Ende des begehbaren Teils der Halbinsel.
Oben angekommen gab es noch einmal einen phantastischen Aussichtspunkt,
aber leider keine windstille Ecke für ein kurzes Picknick. Also ging
es wieder etwas zurück bis zur Casa de Sardinha, eine Hütte am Weg,
die wir zwar nicht betreten konnten, deren Tische und Bänke wir aber
nutzen konnten. Nach ein paar Pausenmuffins ging es dann auf leicht
geändertem Weg zurück zum Parkplatz.
Das Wetter erreichte an diesem Tag den Tiefpunkt, es war regnerisch und kühl.
Geplant war ein Spaziergang, Wanderung kann man das nicht nennen, zum Miradouro
dos Balcões und anschließend noch eine Tour über die Hochebene
Feiteiras de Baixo. Vorher machten wir aber noch einen Zwischenstopp am Aussichtspunkt
Cabo Girão. Hoch über dem Meer kann man an schönen Tagen sicher
weite Teile der Südküste überblicken. Am beeindrucksten ist aber
sicher der Glasboden, durch den man unter sich in die Tiefe sehen kann.
Die weitere Anfahrt zum Parkplatz in Ribeiro Frio ging durch die
Berge, wo auch tatsächlich Glättealarm (4°C) bei unserem
Auto angezeigt wurde. Aber es war wenigstens trocken, als wir am Startpunkt
ankamen und so marschierten wir los zum Miradouro dos Balcões. Der Weg
dauerte knapp 30 Minuten und die Aussicht war etwas enttäschend. Also
gingen wir wieder zum Auto und gönnten uns erstmal ein Bier in dem Lokal
an unserem Parkplatz.
Da das Wetter keine Besserung zeigte, beschlossen wir, die Runde über die
Hochebene Feiteiras de Baixo zu streichen und stattdessen zum Leuchtturm nach
São Jorge zu fahren. Leuchttürme bieten eigentlich immer ein
schönes Fotomotiv. Als wir dort ankamen, waren wir noch immer nicht
motiviert genug, noch etwas zu laufen, und so machten wir nur ein paar Fotos
und fuhren zum Hotel zurück.
Auch der Freitag fing wieder trübe und regnerisch an. Trotzdem wollten wir
an diesem letzten Tag noch einmal etwas laufen. Geplant war eine Tour entlang
der Levada do Moinho (Hinweg) und der Levada Nova (Rückweg). Die Tour
bekam in unserem Wanderführer vier Sterne, was sie als etwas anspruchsvoll
darstellte. Insbesondere die Levada do Moinho sollte etwas schwierig sein.
Der Startpunkt in Ponta do Sol war mal wieder nicht so einfach zu erreichen,
da manch eine Straße, die zum Ziel führte, mal wieder viel zu eng und
zu steil war und daher von uns umfahren wurde. Als wir dann aber doch ankamen,
war das Wetter schon wieder deutlich besser und wir starteten gut gelaunt zu
unsere Tour. Direkt am Anfang der Levada do Moinho trafen wir auf Bauarbeiter,
die den Levadaweg reparierten, und als wir an ihnen vorbei waren, stellten wir
fest, dass sie den hinteren Teil der Levada schon fertig hatten und der Weg jetzt
sehr gut und keineswegs mehr schwierig war. Von herlichen Aussichten begleitet,
gingen wir jetzt ganz gemütlich bis zu der Treppe, die die Levada do Moinho
mit der höher gelegenen Levada Nova verbindet. Wir gingen den unteren Weg
aber noch ein kleines Stück weiter bis zu einer kleinen Treppe, die hinunter
ins Flussbett führt. Dort machte wir auf einer herumliegenden Holzpalette,
vermutlich noch von den Bauarbeitern, eine Pause bevor wie zur Lavada Nova hinauf
stiegen.
Der Rückweg bot im Wesentlichen die gleichen Ausblicke, da beide Levadas,
bis auf die unterschliche Höhe, annähernd den gleichen Verlauf
aufweisen. Allerdings bietet die Lavada Nova ein paar Tunnel und einen Wasserfall,
der sich auf den Weg ergießt. Zum Glück kann man halbwegs trocken
hinter ihm hergehen.
Wieder am Auto angekommen, versuchten wir einen anderen Weg zurück und
landeten prompt wieder in einer diesen sehr steilen und schmalen Straßen.
Aber es ging alles gut und wir kamen wieder heil auf eine Hauptstraße.
Das Wetter hatte sich inzwischen ganz gut entwickelt und es war sogar meist
sonnig. Daher gönnten wir uns in Ponta do Sol erst einmal ein Bier und
überlegten dann, was wir mit dem Rest des Tages machen könnten.
Wir beschlossen, noch den Leuchtturm von Ponta do Pargo zu besuchen.
Aus Ponta do Sol raus in Richtung Westen benutzten wir allerdings nicht den
neuen Tunnel, sondern die alte Küstenstraße, die wir ein paar
Tage zuvor entdeckten, als wir uns verfahren hatten. Als wir diese
Straße ein paar Tage zuvor das erste mal benutzen, lief ein kleiner
Wasserfall, eher ein Rinnsal, die Felswand hinunter. An diesem Tag, nach ein
paar Regentagen, ergoss sich der Wasserfall nun aber mit großer Wucht
direkt auf die Straße. Es ist schon beeindruckend, mit einem Auto
durch einen Wasserfall zu fahren!
Am Ponta do Pargo machten wir dann noch ein paar Fotos vom Leuchtturm und fuhren
dann weiter nach Nordosten. Nach einem weiteren Zwischenstopp in einem Lokal
fuhren wir dann aber zu unserem Hotel zurück.
Nach einer Woche war der Urlaub auch schon wieder vorbei. An diesem Samstag
sollte es zurück nach Deutschland gehen. Da unser Flug aber erst um
15:55 Uhr starten sollte und wir den Mietwagen noch bis 14 Uhr behalten durften,
konnten wir mit dem Tag auch noch etwas anfangen. Viel wollten wir uns aber
nicht mehr vornehmen, da wir die Abreise ohne Stress und Hektik abwickeln
wollten.
Nach dem Frühstück fuhren wir zunächst nach Camacha, einem kleinen
Ort im Osten der Insel. Ein Tipp unseres Hotelchefs Jose, der uns erzählte,
dass dort Korbwaren verkauft würden, und dass das mal etwas anderes wäre.
Letztendlich hatte der Ort aber nicht viel zu bieten, außer natürlich
Korbwaren.
Anschließend fuhren wir nach Ribeira Brava, einfach um noch etwas Zeit
am Meer zu verbringen und noch einmal schön zu Mittag zu essen. Leider
waren wir nach dem guten Frühstück noch nicht wieder sehr hungrig,
und so wurde es doch nur eine Kleinigkeit.
Gegen 13 Uhr machten wir uns dann endgültig auf den Weg zum Flughafen und
sagten Madeira Goodbye.